Bodenarbeit im Roundpen (Teil 1 von 2)

von Katrin Affolter - Bei der Bodenarbeit im Round-Pen geht es darum, die Kommunikation zwischen Pferd und Mensch zu verbessern. Dabei soll der Mensch die Position des Leittieres einnehmen, dafür braucht das Pferd Vertrauen. Es muss nicht alles richtig machen, viel mehr soll es den Menschen verstehen und umgekehrt. Damit das gelingt, braucht es grundlegendes Wissen über das Wesen des Pferdes.


Die Zonen des Pferdes
Das Pferd lässt sich in sechs Zonen einteilen - die siebte Zone ist jene des Menschen. Zone 1 ist der gesamte Kopf von der Nüster bis hinter die Ohren. Sie ist sehr sensibel, bei der Arbeit sollte auf diese Zone sonn möglichst Die Zonen des Pferdeswenig Einfluss nehmen, um das Pferd nicht zu bedrängen.

Die zweite Zone ist der gesamte Hals bis zum Widerrist, einschliesslich der Vorderbeine. Diese Zone wird dazu verwendet das Pferd wegzuschieben, z.B. mit einer Wendung vom Menschen weg.

Die dritte Zone ist der Rücken bis zur Kruppe, das ist die ruhige Zone.

Die vierte Zone umfasst die Kruppe und die Hinterbeine.

Die fünfte Zone sind der Schweif und der Raum dahinter. Die letzte Zone des Pferdes ist eine Privatsphäre. Tritt man in diese, fühlt sich das Pferd „angesprochen“. Somit ist dieser Bereich aber auch eine Gefahrenzone für den Menschen.

Die siebte und letzte Zone im Round-Pen ist die Privatsphäre des Menschen. In diese darf das Pferd nur, wenn der Mensch es ihm erlaubt. Man kann diesen Bereich auch als „der Ort des Wohlfühlens“ bezeichnen. Denn hier ist alles in Ordnung - keine Arbeit, nur schmusen. Es soll ein Ort werden der das Pferd anzieht.

Die vier Stufen
Man muss sich im Klaren sein, dass das Pferd seine Grenzen testen wird. Wieso soll es dem Menschen vertrauen? Eine Hilfe sind von Anfang an gesetzte Grenzen, z.B. mit der Zone des Menschen. Das Pferd wird nicht nur diese Zone testen, sondern auch, wie lange es passiv bleiben kann, bevor es unangenehm wird. Wer schon einmal auf einer Weide gesessen hat, kennt das Verhalten von Pferden unter sich. Besonders gut zu sehen bei der Tränke: Kommt das Leittier, weichen die anderen Pferde schon nach leisen Signale, wie angelegte Ohren. Reagiert das rangniedere Pferd nicht, wiederholt das Leittier seine Aufforderung nicht; es geht fast sofort mit gefletschten Zähnen auf den Ignoranten los.

Für den Menschen heisst das, er soll, spurt Pferd nicht, ebenfalls die "Zähne fletschen". Keine Sorge, ein Pferd verträgt sehr viel. Wir unterteilen die Befehle in vier Stufen, wobei die erste eine harmlose Frage ist. Man erinnere sich an die Frage von den Eltern: „Würdest du bitte den Müll weg bringen?“. Die Frage ist rhetorisch - erledigen muss man es so oder so. Projizieren wir dies auf unser Pferd, heisst das, wir bewegen am Anfang nur die Hand im Sinn von „Willst du nicht vielleicht los laufen?“. Reagiert es, wird die Hand sofort wieder an den Körper genommen. Dies ist Stufe eins.

Die zweite wäre dann, den ganzen Arm zu bewegen. Reagiert das Pferd noch immer nicht, macht man einen Schritt auf das Pferd zu (Achtung, die Privatsphären sollen sich nicht überschneiden!). Zeigt es noch immer keine Regung, kommt der sogenannte „Bumm“. Dabei wird das Pferd entweder mit der Longierpeitsche, dem Stick oder mit dem Seil „getroffen“. Das Pferd erschrickt. Dennoch versteht es dadurch, dass der Mensch es ernst meint. Dies ist der erste Schritt, damit das Pferd den Menschen als Leittier ansieht.

Die 4 StufenDer Druck wird nicht nur mittels Druck-Stufen gegeben, sondern auch durch die Position des Menschen. Bei sehr feinen Pferden kann die erste Stufe einzig in der Veränderung der Position bestehen. Parallel zur Zone, auf die der Druck ausgeübt wird, sollte auch der Mensch stehen. Ausserdem kann der Druck mit dem Blick und der Art, wie sich der Mensch positioniert, verstärkt werden.  Wer Aufrecht steht und sich gross macht, ist viel imposanter als jemand, der die Schultern hängen lässt und im Round-Pen herumschlurft.
Ganz wichtig ist, dass der Druck, egal welcher Stufe, weggenommen wird, sobald das Pferd reagiert. Während einer Übung geht das ganz einfach, in dem man die Arme wieder an den Körper nimmt. Ist das Vorhaben, z.B. eine Wendung weg vom Menschen, den Druck vollständig wegnehmen. Das heisst, der Mensch dreht sich in die Richtung ab, in die sich das Pferd bewegt. Die Energie streift quasi über den Körper des Pferdes ab. Dreht man sich in die andere Richtung ab, konfrontiert man die sensible Zone 1, also den Pferdekopf. Das Pferd kann dann verschreckt reagieren. Dies ist kontraproduktiv, weil man das Pferd belohnen möchte.

Die ersten Schritte
Ganz wichtig: Geben Sie sich zu Beginn mit wenig zufrieden. Das Pferd sollte nie die Möglichkeit haben, im Round-Pen an Futter zu gelangen oder sich sonstwie die Zeit zu vertreiben, zum Beispiel durch Knabbern an den Latten. Es muss die Befehle verstehen lernen, auch wenn es die Signale von den Artgenossen kennt: Der Mensch ist doch etwas anderes. Deshalb sollten die ersten Übungen im Round-Pen nicht länger als 10 Minuten dauern.

Beginnen wir beim ersten Training. Das Pferd lernt zuerst, vorwärts zu gehen. Der Mensch stellt sich in die Mitte des Round-Pens. Dort ist der Platz des „Leittiers“. Um das Pferd loszuschicken, übt man Druck auf seine Hinterhand aus (Zone vier). Der Druck wird so lange erhöht, bis sich das Pferd bewegt. Reagiert es, wird der Druck vollständig weggenommen, und man lässt das Pferd in Ruhe. Es soll die Informationen verarbeiten können. In den meisten Fällen beruhigt es sich sehr schnell wieder und bleibt stehen. In diesem Moment muss der Mensch sich wieder zum Pferd richten. Auch hier sollte die Energie der Bewegung nicht von vorne auf das Pferd kommen. Die erste Übung wird so lange wiederholt, bis das Pferd reagiert. Wichtig: unbedingt auf die richtige Zone Druck ausüben. Reagiert das Pferd zu Beginn nur immer auf Stufe vier, ist es ein grosser Fortschritt, wenn es auf Stufe drei reagiert. In diesem Fall wird das Training dann abgebrochen und an einem anderen Tag fortgesetzt.

Pro Training sollte immer nur ein neuer Befehl eingeführt werden. Die bereits bekannten Befehle werden vertieft. Pferde können sich nur 30 Minuten gut konzentrieren - spätestens nach dieser Zeit das Training beenden. Wichtig: Immer mit einem guten Erlebnis aufhören. Ist dies für einmal nicht möglich, sollte zum Abschluss auf etwas Altvertrautes zurückgegriffen werden. Damit wird verhindert, dass das Pferd frustriert ist.

Zeit geben

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In der Fortsetzung werden die einzelnen Befehle erläutert.

Katrin Affolter (20) schliesst Ende dieses Jahr das Gymnasium in Oberwil ab. Ihre wenige Freizeit verbringt Sie mit ihrem Pferd Hurrican, einem Freibergerwallach. Sie hat das Western-Brevet und reitet so weit wie möglich nach der Philosophie von Fred Rai.

www.katrin.hobbyfotographen.ch

Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von Jogi | 30.09.2009

Sehr aufschlußreich der Bericht.
Bin schon ganz gespannt.
Wann kommt die Fortsetzung?

Kommentar von WyoCowgirl | 17.09.2009

Hy
das ist super erklärt in deinem Bericht ! übrigens ist die Arbeit im Round Pen nicht nur für Westernpferde sehr sinnvoll, sondern für alle Pferde und deren Ausbildung.
Auch ich trainiere junge oder "Problempferde" immer erst mal im Round Pen. Arbeit im Round Pen ist nicht nur für die Pferde sehr sinnvoll, sondern auch für den Menschen, denn hier lernt er "pferdisch" zu kommunizieren, lernt seinen Körper richtig einzusetzen damit das Pferd die Körpersprache auch verstehen kann.

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