Mauke

Von Katrin Affolter und Kenneth Kronenberg – Mit dem Herbst kommen kühlere Tage. Nebel und Regen bringen Nässe – und oft auch Mauke: eine Entzündung im Fesselbereich.

Ist der Boden wetterbedingt aufgeweicht, wird das Abmisten schwieriger, und im Boden bleiben Verunreinigungen zurück. Genau da liegt das Problem: Wo Mist- und Urin-Reste im matschigen Boden zurückbleiben, entsteht ein Paradies für Bakterien & Co. Daher ist es nicht verwunderlich, dass besonders Pferde in Auslaufhaltung und solche mit langem Weidegang auf Matschweiden zu Mauke neigen. Feuchtes Gras auf den Weiden hat denselben Effekt. Mauke entsteht durch spezielle Gegebenheiten: sumpfige Weiden und Ausläufe, Stress, Parasiten, falsche oder mangelhafte Fütterung, Stoffwechselprobleme oder zu wenig Pflege.

Mauke entsteht meist durch eine Kombination verschiedener Faktoren. Beispielsweise bei Feuchtigkeit zusammen mit trockener und spröder Haut und anderen der oben aufgeführten Indikatoren. Wichtig: Lassen Sie ein mit Mauke befallenes Pferd nicht auf matschige Ausläufe oder feuchte Pferdeweiden, bis die Entzündung abgeheilt ist. Da es sich bei der Mauke teils um offene Wunden handelt, bieten die verunreinigten und mit Bakterien versetzten Böden ein hohes Infektionsrisiko.

Pferde, die unter Parasitenbefall (Milben, Haarlinge, Zecken, Würmer, usw.) leiden, sind besonders anfällig. Doktor Florian Geburek, von der Klinik für Pferde an der tierärztlichen Hochschule Hannover (D), hat bei 60 Prozent der mit Mauke befallenen Pferde Hautmilben festgestellt. Aber auch stark verwurmte Pferde leiden häufig unter der juckenden Hautkrankheit. Bevor mit kostenintensiven Therapien begonnen wird, sollte deshalb der Wurmstatus überprüft werden.

Oft tritt Mauke auch in Stresssituationen auf. Zum Beispiel nach einem Stallwechsel, bei der Integration in eine neue Herde oder nach Concours und Prüfungen sowie nach langen Reisen. Das Immunsystem des Pferdes benötigt einige Zeit, bis es sich auf die Keime einer neuen Umgebung eingestellt hat. Bis die Antikörper gebildet sind, ist die Haut als grösstes Organ sehr anfällig.

Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss der Ernährung auf Mauke. Zu viel Kraftfutter oder zu lange Weidezeiten (Proteine, Stärke, etc.) sind Gift für prädestinierte Maukepferde. Es hat sich bewährt, die Kraftfutterrationen massiv zu verringern und die fehlende Energie mit genügend Raufutter wie z.B. Stroh und Heu abzudecken. Das Raufutter sollte genug Struktur und einen mässigen Eiweissgehalt aufweisen. Eine ungenügende oder keine Mineralienzugabe begünstigt den Ausbruch von Mauke. Meistens sind die Pferde mit Phospor und Calcium überversorgt. Dafür fehlen aber wichtige Spurenelemente, wie Zink, Kupfer, Selen, Mangan sowie Vitamine. Durch zu viel Phosphor und Calcium ist die Aufnahme der Spurelemente gehemmt.


Der Verlauf von Mauke

Es ist wichtig, Mauke möglichst früh zu erkennen und so die Therapiezeit stark zu verkürzen.

Man unterscheidet fünf Stadien:

 

  • Erstes Stadium (Dermatitis erythematosa)
    Die Haut ist irritiert und leicht gerötet.

  • Zweites Stadium (Dermatitis madidans)
    Die Haut ist verdickt und warm, das Pferd reagiert leicht empfindlich.

  • Drittes Stadium (Dermatitis crustosa)
    Die Haut ist an der Oberfläche zerstört, es entstehen Wundsekret und Krusten.

  • Viertes Stadium (Dermatitis squamosa)
    Es sind Knötchen und Bläschen in der Haut vorhanden, und eine Berührung ist schmerzhaft für das Pferd.

  • Fünftes Stadium (Dermatitis verrukosa)
    Die Mauke ist chronisch und hat eine Veränderung des Hautwachstums zur Folge, es entstehen Geschwüre.


Vorbeugung und Behandlungsansätze

Während der feuchte Monaten sollte man sein Pferd regelmässig auf Mauke untersuchen. Pferde mit viel Behang und weissen Fesseln ohne Pigmente sind besonders anfällig.

Weisse Fessel mit und ohne Pigmente (hell = ohne | schwarz = mit)

Die Fesselbeugen sollten mit Wasser möglichst wenig in Berührung kommen. Tipp: Dreck ausbürsten. Die Fesseln unbedingt trocken halten. Bei feuchter Witterung den Fesselbereich nach dem Reiten trocken tupfen – noch besser: Mit warmer bis kalter Luft trocken fönen, um Reibung auf der Haut zu vermindern. Die Reibung, die beim Abtrocknen entsteht, führt zu Irritationen und Rissen in der Haut. Diese Risse wiederum sind der Ausgangspunkt von Mauke. Falls die Mauke noch nicht ausgebrochen ist, das Pferd aber zur Risikogruppe gehört, sollte die Haut geschmeidig gehalten werden. Im Winter wird die Pferdehaut – wie beim Menschen – durch die Kälte spröder. Melkfett ist aber nicht zu empfehlen. Es schützt zwar vor Dreck, gleichzeitig erlaubt es der Infektion, sich auszubreiten.

Mauke zwischen Stadium zwei und dreiMauke im Stadium eins oder zwei wird beispielsweise mit Zink- und Ringelblumensalben bekämpft. Also mit Salben, die der Haut Mineralstoffe zuführen und leicht desinfizierend wirken. Zu Beginn kann auch eine Salbe gegen den Juckreiz eingesetzt werden. Mauke veranlasst das Pferd, sich zu kratzen. Tut es dies, reisst die Haut weiter auf, die Mauke wird schlimmer. Eine Anti-Juckreiz-Salbe sollte aber nur in den ersten Tagen verwendet werden, denn diese Salben können die Neubildung der Haut verlangsamen.

Wird die Mauke erst im Stadium drei entdeckt, sollten die Krusten entfernt werden. Dabei ist Vorsicht geboten: Aufkratzen ist keine gute Idee: Krusten löst man ab, indem man sie mit Wasser aufweicht. Je nachdem ist ein Umschlag über Nacht nötig, damit man die gesamten Krusten erwischt. Zum Waschen eignet sich eine schwache Jodlösung oder etwas Ähnliches. Diese Behandlung sollte einmalig sein, danach gilt dasselbe wie bei Stadium eins und zwei: Fesselbereich eincremen und gut pflegen – aber ohne Wasser.

Mauke im Stadium drei

Ab Stadium vier hat die Mauke einen Grad erreicht, der chronisch ist. Spätesten nun sollte der Tierarzt hinzugezogen werden. Grundsätzlich gilt: Bekommt man die Mauke innerhalb einer Woche nicht in den Griff, muss ein Tierarzt kommen. Oft braucht es ehr aggressive Mittel und Medikamente, um die Mauke wegzubringen.

Das Kürzen oder Abscheren von Behang sollte – entgegen der oft gehörten Meinung – unterlassen werden. Dies führt nur zu weiteren Hautirritationen; Behang schützt die Fesselbeuge vor Dreck. Deshalb ist es wichtig, dass der Behang sauber bleibt.


Mauke im Stadium 5Im fünften Stadium, also bei lang anhaltender chronischer Mauke, kann es zu Lahmheit kommen. Die Mauke gilt auch heute noch als eine im schweren Stadium unheilbare Erkrankung. Deren Symptome können nach Therapie zwar vermindert, aber meist nicht geheilt werden. Besteht die Mauke über einen sehr langen Zeitraum, werden die obersten Hautschichten vollständig zerstört. Durch den chronischen Entzündungsreiz wird stark wucherndes Granulationsgewebe (wildes Fleisch) gebildet. Diese Erscheinungsform bezeichnet man als papilomatöse Mauke. Die Haut ist verdickt, die Oberfläche ist uneben, warzenartig und mit zum Teil sehr tiefen Furchen durchzogen (Warzen- oder Schwielenmauke).


Fazit
Die Behandlungsansätze sind meist Symptombekämpfung und helfen nur wenig, wenn die Ursachen bestehen bleiben. Sorgen Sie dafür, dass das Pferd möglichst wenig im Schlamm und Mist steht. Das heisst Tränken und Futterraufen müssen auf trockenem Boden platziert sein. Den Liegeplatz respektive die Box sauber und trocken halten! Ausserdem müssen Sie den Fesselbereich nach jedem Reiten reinigen. Starken Behang einmal im Monat mit einer sehr schwachen desinfizierenden Lösung auswaschen, um Erreger im Fell abzutöten.

Im Winter ist zudem Streusalz gefährlich: Es gelangt oft in den Fesselbereich und lässt die Haut spröde werden. Hier hilft es, wenn man den Bereich nach dem Reiten mit warmem Wasser säubert und die Stelle danach gut abtupft oder fönt. Es ist auf eine eiweissarme Nahrung zu achten, also viel Rau- und wenig Kraftfutter. Nicht vergessen: Mineralien, Vitamine und Spurenelemente füttern. In Stress-Situationen wie Ortswechsel oder Eingliederung in eine Herde ist Vorsicht geboten, wenn ein Pferd zu Mauke neigt oder zu den Risikorassen mit langem Behang gehört.

Mauke an sich ist zwar nicht ansteckend, dennoch sollte man alle Pferde genau im Auge behalten. Wenn eines Mauke hat, betreffen die Ursachen meist auch die anderen Pferde im Stall. Das Putzzeug eines Maukepferdes ist für die anderen Pferde tabu: Darin können Infektionserreger lauern. Solange das Pferd nicht gesund ist, gilt: Bürsten, die mit der Mauke in Kontakt gelangen, nach jedem Gebrauch desinfizieren. Ist die Mauke abgeheilt, alles Putzzeug reinigen und desinfizieren.

Katrin Affolter (20) schliesst Ende dieses Jahr das Gymnasium in Oberwil ab. Ihre wenige Freizeit verbringt Sie mit ihrem Pferd Hurrican, einem Freibergerwallach. Sie hat das Western-Brevet und reitet so weit wie möglich nach der Philosophie von Fred Rai.

www.katrin.hobbyfotographen.ch
Kenneth Kronenberg (33) arbeitet hauptberuflich als Polygraf, seine Leidenschaft sind aber die Pferde, und ihnen widmet er auch seine ganze Freizeit. Vor allen angetan haben es ihm die Barock-Pferde. Da erstaunt es wenig, dass im gemeinsamen Stall, den er und seine Lebensgefährtin führen, unter anderem auch ein P.R.E. und ein Andalusier sowie ein Friese und ein Knabstrupper zu Hause sind. Seiner Ansicht nach kann man von Pferden nie die Nase voll haben. Der Leitspruch von ihm und seiner Partnerin lautet: "Pferde sprechen, höre ihnen eifach zu!"

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